Wie kann ich Veranstaltungen barrierearm planen? - Kategorie Empfinden

Hinweise zur Kategorie Empfinden

Will man Veranstaltungen aller Art – also auch Lehrveranstaltungen, Exkursionen, Zulassungsprüfungen, Ausstellungen, Preisverleihungen und andere (kulturelle) Veranstaltungen  – barrierearm gestalten, empfiehlt es sich, verschiedene Kategorien gesondert zu betrachten. Kubia[1] nimmt eine Unterteilung in die Kategorien Empfinden, Sehen, Hören, Sehen und Verstehen vor.[2] Unter den Kategorien werden dazugehörige „Merkmalgruppen“ zusammengefasst.[3] 

Im Hinblick auf die Kategorie „Empfinden“ werden nachfolgend mögliche Barrieren aufgeführt. Aus ihnen lassen sich für die Planung, Organisation und Durchführung von (Lehr-) Veranstaltungen Maßnahmen ableiten, um mehr Barrierefreiheit umzusetzen. Jede kleinere Maßnahme ist wichtig, um Stück für Stück mehr Barrierefreiheit umzusetzen und damit mehr Teilhabe zu ermöglichen.

Welche Menschen betrifft das? (Beispiele)

Menschen mit

  • Hochsensibilität
  • Autismus-Spektrum-Störung (ASS)
  • AD(H)S (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)
  • Dyslexie (Lese-Rechtschreib-Schwäche)
  • Dyskalkulie (Rechenschwäche)
  • Tourette-Syndrom
  • Traumata
  • chronischer Erschöpfung (CFS bzw. ME/CFS).

Welche möglichen Barrieren gibt es in der Kategorie Empfinden?

  • Fehlender Ablaufplan
  • Fehlender Überblick (Veranstaltungsort, Raumgröße, Wegstrecken etc.)
  • Kein Ruhebereich
  • Enge Sitz- und Raumgestaltung
  • Keine oder zu wenig eingeplanten Pausen
  • Unerwartete Programmänderung
  • Wartezeiten, Schlangestehen etc.
  • Laute oder plötzliche Geräusche
  • Grelles Licht, Stroboskop etc.
  • Fehlende oder unklare Beschilderung
  • Menschenmenge, Gedränge, „Trubel“
  • Konventionen und „ungeschriebene Gesetze“

Welche konkreten Maßnahmen lassen sich ableiten?

Beispiele:

  • Übersichtliche Ablaufpläne vorab kommunizieren:  Wann gibt es Programmpunkte? Wann gibt es Pausen? Wie lang sind die Pausen? Wann wird die Veranstaltung zu Ende sein? Oder gibt es ein offenes Ende?
  • falls möglich: Angaben darüber, wieviel Teilnehmer_innen zu erwarten sind,
  • bei der Raumplanung berücksichtigen, wieviel Personen den Raum nutzen werden, wieviel Platz jeder Person in etwa zur Verfügung steht; wenn möglich einplanen: alternative Sitzmöglichkeiten, Freiräume, Ruhebereiche,
  • relevante Informationen zur räumlichen Orientierung vorab: Wegbeschreibungen zu Räumen, Toiletten, Ruheraum etc. Umfang und Art der Informationen variieren je nachdem, ob es sich beispielsweise um eine öffentliche oder um eine Hochschulveranstaltung handelt. Bitte habt auch bei einer Hochschulveranstaltung im Blick: Wen spreche ich an? Menschen, die sich gut in der Hochschule auskennen? Menschen, die möglicherweise erstmals in der Hochschule sind, z.B. Bewerber_innen oder externe Gäst_innen, die öffentliche Hochschulveranstaltungen besuchen?
  • Angaben darüber, ab wann ein Einlass und ein Ankommen in einen Raum möglich ist (z.B. Early Boarding ohne Drängeln),
  • Angaben darüber, ob und welche (planbaren) sensorischen Reize in einer Veranstaltung zu erwarten sind, 
  • je nach Veranstaltung Angaben darüber, ob es Besucher_innenformate wie z.B. eine "Stille Stunde" gibt.  Die "Stille Stunde" ermöglicht Menschen ein stressfreieres Erlebnis, indem sensorische Reize minimiert werden. Z.B. kann das Licht gedämmt, Musik und Hintergrundgeräusche reduziert oder ausgestellt und eine reduzierte Anzahl von Besucher_innen eingelassen werden. 

Diese Liste kann beliebig erweitert werden. Kennt man die Veranstaltungsteilnehmer_innen (z.B. im Lehrkontext) vorab schon gut, können Informationen mitunter schon gezielter vermittelt werden. Bitte bedenkt aber unbedingt, dass es immer möglich ist, dass Menschen teilnehmen, von denen ihr nicht wisst, ob individuelle Bedarfe bestehen.



[1] Kompetenzzentrum für Kulturelle Bildung im Alter und inklusive Kultur (kubia), online unter www.kubia.nrw

[2] Die Kategorie Empfinden. Aus der Fortbildungsreihe: Basiswissen Barrierefreiheit. Kompetenzzentrum für Kulturelle Bildung

im Alter und inklusive Kultur (kubia). 18.09.2025. 

[3] Die Bezeichnung „Merkmalgruppe“ wird hier der Bezeichnung „Zielgruppe“ vorgezogen, um einer Stereotypisierung von Behinderungsarten vorzubeugen.


Erstellt von: ARTplus am 01.10.2025